Bei -23° C gleitet das Schneemobil mit hoher Geschwindigkeit auf dem zugefrorenem See dahin. Vor dem knisternden Kamin im Wohnzimmer unserer Lodge sind mollige +23° C. Frierst du noch oder schwitzt zu schon?
Mit dem Motorschlitten über Trampelpfade im Busch auf den zugefrorenen See
Auf der zirka 20 Zentimeter dicken Eiskruste befindet sich eine ebenso dicke Schicht aus Pulverschnee. Der Skidoo – so nennen sie es hier – zieht eine Fahne aus Schnee hinter sich her. Das gleichmäßige Geräusch des Motors macht bei voller Fahrt eine sprachliche Verständigung mit der Gruppe und unserem Guide unmöglich.
Hier auf dem glatten Untergrund des Sees kann ich eine bequeme Sitzhaltung auf dem beheizten Sitz des Schneemobils einnehmen. Im Gegensatz zu den Buckelpisten der verschneiten Trampelpfade im Wald. Aber dazu später mehr. Ein Bein links, ein Bein rechts, die Füße bequem auf den Trittbrettern abgestellt. Mit meinen beiden Händen halte ich die Lenkstange, die rechte Hand bedient den Gashebel. So, wie auf einem Motorrad. Denke ich mir jedenfalls, bis auf mein Mountainbike fahre ich ansonsten nicht auf zwei Rädern.
Bei Kurvenfahren reagiert das Ding ziemlich gut auf den Lenkeinschlag. Und wenn ich mit der rechten Hand den Drehgriff nach unten betätige, gehts auch prächtig vorwärts. Bei Vollgas sind es gefühlte 80 km/h. Maybe. Bei dieser Geschwindigkeit fühlt sich die Luft an wie -45° C. Aber die Schneeanzüge schützen vor der Kälte und ein dicker Schal vor dem Gesicht schließt die Lücke zum Visier des Helms.
In der Ferne, ich schätze zirka in 2 bis 3 Kilometern, entdecke ich etwas Dunkles auf der grellweißen Fläche. Jochen, unser Guide, verlangsamt die Fahrt. Er erhebt sich aus dem Sitz und zeigt mit seinem rechten Arm in genau diese Richtung. Also Änderung der Fahrtrichtung leicht nach rechts. Das Objekt wird ganz langsam etwas deutlicher. Offensichtlich ebenfalls ein Motorschlitten, der aber mitten auf dem See Pause macht? Als wir näherkommen, erkenne ich eine Person im dicken Schneeanzug. Ein Mann, der eine Angel hält. Eisangeln! Klar, jetzt dämmert es.
Jochen kennt ihn. Nach einer kurzen Begrüßung fragt er nach, wie denn die Kokanee-Lachse heute beißen? Heute wohl gar nicht, war seine Antwort. Aber gestern … gestern sei es besser gewesen. Da hat er innerhalb kürzester Zeit sogar 5 Fische gefangen. Es kommt offensichtlich darauf an, wo die Schwärme unter der Eisschicht langziehen. Ich überlege kurz und frage mich, ob das auch mein Hobby werden könnte? Sicher nicht auf Dauer, aber so etwas einmal ausprobieren, warum nicht?
Weiter geht die Fahrt. In einem riesigen Radius geht es in einem U-Turn wieder Richtung Ausgangspunkt. Nach ungefähr fünf Kilometer erreichen wir die Ufernähe. Da es in den vergangenen Tagen mit tagsüber über 0° C deutlicher wärmer war, ist hier das Eis deutlich dünner. Die Schneedecke wird nur noch zu Schneematsch. An einigen Stellen befindet sich sogar Wasser auf der Eisdecke. Ohje, die Eisdecke scheint sogar zu schwanken! Brechen wir etwas ein? Aber Jochen winkt ab. “Das ist nur Oberflächenwasser” beruhigt er. Na gut, wenn er es sagt. Er wird es wissen. Aber ein wenig mulmig ist mir schon.
Mit Schwung geht es die die Böschung hinauf. Hinein in den Wald. Irgendwo im Busch. Jochen kennt den Weg. Durch Gestrüpp kommen wir bald auf einen schmalen Pfad. Vorbei allerdings der Sitzkomfort auf dem Schneemobil. Hier fängt die Buckelpiste wieder an. Daher kommt ab sofort wieder das Knie des rechten Beins auf den Sitz. Das linke Bein als Standbein auf dem Trittbrett. So lässt sich blitzschnell das Gewicht verlagern, was wiederum das Umkippen des Schneemobils in plötzlich auftretenden Schräglagen verhindert. Ich fühle mich wie ein Cowboy bei einem Rodeo – Yee-haw!
Durch eine verschneite Wunderwelt geht es allmählich wieder Richtung Lodge. Tiefhängende Äste verlangsamen immer wieder die Fahrt. Im wahrsten Sinne des Wortes führt der Weg über Stock und Stein. Die beschriebene Gewichtsverlagerung ist also eine allgegenwärtige Übung. Ich wette, morgen habe ich Muskelkater.
Natur-Aktiv-Urlaub mit Lodge-Aufenthalt im kanadischen Winter
Ich bin zu Besuch bei Jochen Rampold im »Cozy Guesthouse«. Das liegt in der Nähe von Bridge Lake in British Columbia. Zirka 40 Kilometer von Lone Butte und auch ungefähr so weit vom Wells Gray Provincial Park entfernt. Auf der Landkarte sucht man am besten nach der Ortschaft 100 Mile House. Und dann Richtung Osten. Jochen ist Deutscher und kommt ursprünglich aus Rosenheim.
Im Wohnzimmer steht ein großer Kaminofen, der mit seiner wohligen Wärme für eine gemütliche Atmosphäre sorgt. Bereits vor dem Frühstück hat Jochen die sauber aufgeschichteten Holzscheite angezündet. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, sein Frühstück neben dem knisternden Feuer mit dem Blick über die schneebedeckte Landschaft über die Veranda hinweg zu genießen.
Der Tisch ist mit Deftigem und Vitaminreichem gedeckt. Da kommt niemand zu kurz. Abends gibts eine warme Mahlzeit. Ob Fisch oder Fleisch, Jochen stimmt schon morgens das Abendessen mit seinen Gästen ab. Alles wird frisch zubereitet. Zu besonderen Anlässen – wie beispielsweise an Silvester – findet ein BBQ in der Grillhütte statt. Die befindet sich auf der höchsten Erhebung seines Anwesens. Neben der Gemütlichkeit der Blockbauweise hat man von hier aus auch einen grandiosen Blick über die hügelige Winterlandschaft.
Die Reise durch Kanadas Winter
Die Anreise zu meinem kleinen “Abenteuerurlaub” erfolgte über Calgary. Von dort aus via Banff und Lake Louise – über den Icefields Parkway erfolgt noch ein Abstecher nach Jasper – zur Lodge von Jochen Rampold. Die Fahrt durch die verschneiten kanadischen Rocky Mountains ist einfach unglaublich schön.
Bei der Abreise führte der Weg über Whistler. Als Ski Resort ist dort natürlich im Winter Hochsaison. Trotzdem mag ich diesen Ort mit seinen kleinen Ladengeschäften, urigen Kneipen und internationalem Flair sehr. Bei einem heißen Kakao in der Außengastronomie mit Lagerfeuer und Decke über den Knien lässt sich hervorragend das Treiben am Fuße der Skipisten verfolgen. Der Rückflug ging ab Vancouver Richtung Heimat.
Mein Fazit ist, dass sich eine Reise durch den kanadischen Winter auf jeden Fall lohnt. Es war bereits mein zweiter Aufenthalt dort im Dezember/Januar. Es gibt auch für “Nicht-Skifahrer” zahlreiche Möglichkeiten der sportlichen Betätigung.
- Kanada bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Natur-Aktiv-Urlaub auch im Winter
- Übernachtungen in gemütlichen Lodges bieten gerade im Winter eine unvergleichbare Atmosphäre
- Fahrten mit dem PKW im Winter sind ohne weiteres möglich – achtsame Fahrweise vorausgesetzt! Ich empfehle jedoch je nach Art des Urlaubs und des Landesteils die Nutzung eines SUV mit Allradantriebs.
Vielleicht erzähle ich euch das nächste Mal etwas über die Fahrt mit dem Hundeschlitten durch die verschneiten Wälder. Möchtet ihr wissen, wie es ist, wenn die Huskys das Gespann durch die klirrende Kälte Albertas ziehen?
Naninka
Wollte ich in Schweden mal ausprobieren, Snowmobil. Kam dann irgendwie aber doch nicht dazu. Scheint ich muss es noch nachholen.
Was mir jetzt aber noch nicht klar ist: wie kalt ist es denn jetzt in Kanada und vor Allem wie fühlt sich das an? Die 0 Grad sind jedenfalls deutlich wärmer als ich dachte und -23 zumindest näher an dem, was mir so im Kopf schwirrte (-40 bis -50).
Wanderlust 365
Das kommt natürlich ganz darauf, wohin du in Kanada reisen möchtest. Hier war es in British Colombia über den Jahreswechsel hinweg. Bei der Anreise war es sogar leicht über 0 Grad und es schneite leicht. Bei -23 Grad auf dem Skidoo fühlte es sich deutlich kälter an. Alleine schon durch den Fahrtwind. Insgesamt kann ich schon sagen, dass die Minustemperaturen sich hier in Deutschland deutlich kühler anfühlen. Aber das ist natürlich nur mein Empfinden. Probier es aus, Naninka 😉